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Was passiert gerade im Iran?

„Am Anfang haben die politischen Parteien und die Männer die Kämpfe der iranischen Frauen nicht unterstützt – mit der Begründung, dass wir damit beschäftigt sind, gegen den amerikanischen Imperialismus zu kämpfen. Wenn wir den Imperialismus besiegt haben, dann kommen die Frauenrechte dran. Dann sind über die Jahre viele Männer im Iran unterdrückt, inhaftiert und getötet worden. Und dann haben die Menschen verstanden, dass die Frauenrechte Menschenrechte sind.

Interview der iranischen Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi zu den Protesten (Tagesschau.de, 27.10.2022)


„Die heutige Sittenpolizei in Iran existiert seit 2005. Allein in den ersten neun Jahren ihres Bestehens brachte sie drei Millionen Frauen zur Anzeige, die nach dem Empfinden der Polizei durch ihre Kleidung gegen moralische Regeln verstoßen hatten. […] Am 12. Juli, dem staatlich angeordneten „Tag des Hidschabs“, legten viele Iranerinnen in diesem Jahr unter dem Hashtag #no2hijab das Kopftuch ab. Da für die Sittenpolizei das Zeigen des Haupthaares eine Straftat darstellt, schnitten sich viele Iranerinnen im Zuge der aktuellen Proteste ihre Haare ab. Gleichzeitig ist das Abschneiden der Haare ein historisch überliefertes Symbol der Trauer.“

Iran: Anhaltende Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini (Hintergrund aktuell, Bundeszentrale für politische Bildung, 20.10.2022)


Die iranischen Behörden fordern für mindestens 21 Menschen die Todesstrafe, unter anderem mit dem Ziel, weitere Demonstrierende einzuschüchtern und von den Protesten abzuhalten. Amnesty International befürchtet, dass angesichts Tausender Festnahmen und der hohen Zahl bereits erhobener Anklagen noch viele weitere Personen zum Tode verurteilt werden könnten.“ 

IRAN: MINDESTENS 21 MENSCHEN VON TODESSTRAFE BEDROHT (Amnesty International, 17.11.2022)


„Aber nicht nur die Regierung sei gefragt. ,Ich wünsche mir eine Art Fridays for Future für Menschenrechte‘, sagt Tekkal. Die Deutschen müssten die Iranerinnen nicht befreien. ,Das können sie selbst. Aber wir müssen ihr Schallverstärker sein.‘ Was passiert, wenn das Interesse am Iran nachlasse, sehe man am Beispiel Afghanistan.“

Petition der Woche – „Olaf, das können wir besser!“ (Düzen Tekkal im Gespräch mit der taz, 6.11.2022)


„Die Menschen werden das Regime in Iran stürzen, irgendwann. Ob es jetzt passiert, hängt davon ab, ob wir weggucken und denken: Das wird sowieso blutig niedergeschlagen. Oder ob wir eben hingucken und den Motor am Laufen halten. Dass die internationale Aufmerksamkeit etwas bewirkt, sieht man ja jetzt schon.

Enissa Amani über die Lage im Iran – „Ich muss von hier aus laut sein“ (Interview mit der taz, 7.10.2022)


Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte. Und zwar unabhängig davon, wie der Fortlauf dieser Geschichte ist. Denn was die Frauen im Iran im Herbst 2022 beweisen, ist, dass der innere Drang von Frauen nach Freiheit, nach sexueller Selbstbestimmung und ihr Anspruch auf die fundamentalen Frauenrechte nichts ist, was vom „Westen“ kommt.“

Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte (Gilda Sahebi für die Heinrich-Böll-Stiftung, 12.10.2022)


„In den mehr als vierzig Jahren ihrer Existenz ist die Islamische Republik nicht nur einmal totgesagt worden. Ihre Überlebensfähigkeit hat jeder Prognose getrotzt. Es wäre also gewiss viel zu früh, angesichts der jüngsten Proteste den Untergang des Regimes zu prophezeien. Doch vielleicht erleben wir in ihrer mittlerweile offenkundigsten Legitimitätskrise zumindest eine Phase der Dämmerung, wenn nicht tatsächlich den langen Anfang vom Ende.

»Frau, Leben, Freiheit« – Die Kraft der Iranerinnen und ihr Kampf gegen die Theokratie (Golineh Atai in Blätter für deutsche und internationale Politik, November 2022)


„Die Vereinten Nationen wurden gegründet, um die Souveränität jedes Staates zu schützen. Aber – ein Regime, das seine Macht einsetzt, um die Rechte der eigenen Bevölkerung zu verletzen, verletzt die Werte unserer Vereinten Nationen im Kern. Das haben der Hohe Kommissar und der Sonderberichterstatter gerade ganz klar gesagt. Es gibt keinen Interpretationsspielraum in Bezug auf die Frage, welche Rechte das sind. Diese Rechte sind schwarz auf weiß hier, im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, niedergelegt – dessen Vertragsstaat Iran ist.“ (Außenministerin Annalena Baerbock intiierte zusammen mit der isländischen Außenministerin Thordis Kolbrun Reykfjord Gylfadottir eine Resolution des UN-Menschenrechtsrats über eine unabhängige Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Iran, die am 24.11.2022 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde.)

Außenministerin Annalena Baerbock bei der Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats zur Lage der Menschenrechte in Iran (Auswärtiges Amt, 24.11.2022)


Es gibt zahlreiche Deutsche mit iranischen Wurzeln, die auf ihren Social Media Kanälen über die Ereignisse im Iran berichten:

  • Daniela Sepehri (Social Media Managerin, Iran Aktivistin // Mastodon)
  • Natalie Amiri (Korrespondentin 2015-20 Iran/Tehran ARD, Anchorwoman Weltspiegel ARD, Autorin // Twitter)
  • Gilda Sahebi (Journalistin, Ärztin, Politikwissenschaftlerin // Twitter)
  • Isabel Schayani (WDRforyou, Weltspiegel ARD // Twitter)
  • Düzen Tekkal (German-Yazidi journalist, filmmaker, war reporter, human rights activist // Twitter)
  • Enissa Amani (Comedienne, Aktivistin // Instagram)

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